Mittwoch, November 30, 2005

Bangkok Marathon

Am Sonntag war ich beim Bangkok-Marathon: 42,195km ist eine verdammt lange Strecke. Insbesondere mitten in der Nacht (Start 2:00 Uhr) in einer - sagen wir mal: intensiv duftenden Stadt. Man muss topfit sein. Man muss sich quälen wollen, die wunden, schmerzenden Füße verdrängen können, über seine Grenzen gehen. Ab Kilometer 20 wird es hart, ab km 30 fast unerträglich, die letzten Kilometer schleppt man sich nur noch mit übermenschlicher Willenskraft vorwärts. 42,195km sind für die harten Jungs. Ich habe einen Knall, so früh hier zu seinIch bin deshalb beim 10,55km-Viertelmarathon-"FunRun" mitgelaufen. Am Anfang fand ich es gar nicht so witzig, sondern habe mich gefragt, ob ich noch alle Tassen im Schrank habe: Ich bezahle gut 10 Euro Startgeld, um mich um 4:30Uhr aus dem Bett zu quälen, damit ich um 6 Uhr morgens eine Stunde lang durch eine stinkende Stadt rennen kann. Beknackt, aber Spaß hat es trotzdem gemacht. GewuselDie Zeit war nicht gerade berauschend (1:01h) - aber wir mussten uns auch am Anfang durch die Menge wühlen - die ersten zwei Kilometer haben wir einfach im Gewusel gesteckt und sind mehr gegangen als gelaufen. Ein bisserl fertig sind wir schon Eine Medaille haben wir trotzdem bekommen: Zur Feier des 50. Geburstages von I.K.H. Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn in diesem Jahr mit ihrem Antlitz geschmückt. Der nächste (Viertel)marathon findet zum Geburtstag seiner Majestät König Bhumipols persönlich statt - vielleicht gibt es dann eine Medaille mit seinem Foto. Ich fühle einen gewissen Sammelwahn von mir Besitz ergreifen. Panini lässt grüßen. Vielleicht ist das ja die heimliche Motivation der harten Jungs.

Dienstag, November 29, 2005

Hierarchien

Der Artikel zum Thema Wais hat ja schon den ersten Eindruck erlaubt, dass die Gesellschaft hier *ein bisschen* hierarchischer ist als bei uns zu Hause. Das äußert sich aber nicht nur in den Begrüßungsritualen und darin, dass man sich dem König auf den Knien rutschend nähern sollte, sondern auch in straffen Hierarchien im Berufsleben. Bei Kentucky Fried Chicken gibt es neben "Trainees" und "Trainer" auch "Assistant Shift Manager", "Shift Manager", "Assistant Manager", "Manager", "General Manager" und so weiter. Dazu natürlich noch einen Haufen Servicekräfte in niederen Chargen, "Facility Manager", "Assistant Facility Manager", "Service Specialist" etc. In einem Restaurant. Während einer Schicht. Dazu kommen natürlich Rangabzeichen und schicke Uniformen (vorzugsweise militärisch, der Wachmann vor unserem Apartmentkomplex könnte bei uns als General durchgehen).
Wenn man bedenkt, dass in Europa ein Unternehmen mit mehr als 3 Hierarchiestufen schon fast uncool ist, hat man die hier schon bei kleinsten Organisationseinheiten:
Das Bild hier ist beispielsweise das Organigramm einer Hausverwaltung (ein Haus mit ca. 50 WE): Links die Putzmannschaft (gelbe Kittel), mit Chefputze (hellblauer Kittel) und Admin-Vorgesetzter (Business-Uniformkleid). Rechts unten die Sicherheitsleute (Militäruniform) mit den zwei Feldwebeln (Uniform aber selbstverständlich andere Rangabzeichen). Daneben braucht man noch Angestellte zu Finanzen, Technik und Rechtlichem (boff, wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht so genau, was die Jungs in den blauen Hemdchen machen - aber irgend soetwas wirds schon sein). Und ganz oben sitzt der Oberboss. Wer braucht schon flexible Entscheidungen oder weitreichende Kompetenzen? Es lebe die Hierarchie.

Samstag, November 19, 2005

Endlich am Meer

Um Dinas Geburtstag herum sind wir für drei Tage das erste Mal aus der Stadt geflohen - ans Meer nach Koh Chang, auf die "Insel der Elefanten". Im Bus kommt man aus Bangkok nach 5 Stunden + 40 Minuten Fähre an. Koh Chang ist im Vergleich zu anderen thailändischen Inseln vom Massentourismus noch verschont geblieben (sie arbeiten daran - wer noch hin möchte sollte sich beeilen). An einigen Stellen kommt noch echtes The Beach-Feeling auf - Hängematten, einfache Hütten und junge Menschen, die nicht nur Tabak rauchen.
Wir hatten mit dem Wetter Glück (es hat nur einmal kurz geregnet, das ist zum Ende der Regenzeit kein schlechter Schnitt), außerdem war fast Vollmond: Nachts im 30°C warmen Meer baden und dabei durch das kristallklare Wasser auf dem Meeresboden seinen Schatten im Modlicht zu sehen - verweile doch, du bist so schön. Überhaupt ist Mutter Natur ziemlich kitschig gewesen, es gab Pastellfarben bis zum Abwinken - Bob Ross war vielleicht doch näher am Realismus dran als ich bisher dachte. Wer mehr Fotos sehen möchte (die naturgemäß nur ein Abklatsch der wahren Sache sind), kann sich hier ein paar Bilder anschauen. (Einloggen liefert sogar Bilder, auf denen wir zu sehen sind: Klick rechts oben auf "Sign In" > Klick links auf Yahoo > Eingeben ID: "bens_gast", P/W: "willfotos" > Klick auf "Sign In" > Klick auf "BTH2005" unter irgend einem Foto in der Rubrik "Photos from your contacts".)

Donnerstag, November 10, 2005

Wai-se

Der Wai ist eine der landestypischen Eigenarten, die man in Thailand zuerst sieht - die graziöse Begrüßungs- und Dankverbeugung mit Dürer'scher Handhaltung. Man ist versucht, gleich mitzumachen, weil es einfach hübsch anzusehen ist. Ich habe hier zu Beginn rumgewait, was das Zeug hält. Böser Fehler - es gibt strenge Regeln, wer wen wann wie und wie weit wait. Man entbietet den Wai nur höhergestellten Personen, also nach Thai-Lesart nicht denjenigen, bei denen man sich so im Lauf eines typischen Tages bedanken will: Servicepersonal, Ladenangestellte, Tuktukfahrer und so weiter. Letztendlich ist es wohl richtig, fast nie zu waien - schade eigentlich - nur Mönche und hochgestellte Regierungsleute kann man so grüßen - vielleicht auch mal einen Professor. Immerhin hat das verkehrte Waien auch sein Gutes: Man lernt eine andere typische Thai-Eigenart auch sehr schnell kennen: Das manchmal ein bisschen mitleidige, aber immer sympathische Lächeln.
PS. Ronald McDonald ist in Thailand übrigens ganz unten in der sozialen Hierarchie: Der Clown wait einfach zu jedem. Kann ich bei der guten Thaiküche (und den scheußlichen Schweineburgern bei McD Thailand) auch nachvollziehen.